Dialyse on Tour: Jan Knubben dialysiert seit 3 Jahren im LKW

Jan Knubben fährt LKW aus Leidenschaft – und zwar seit rund 20 Jahren. Seit mehr als drei Jahren ist er außerdem dialysepflichtig. Für den 58-Jährigen kein Grund, sich beruflich zu verändern. Stattdessen hat er aus der Not eine Tugend gemacht – und dialysiert im LKW.

Der gelernte Elektriker ist in Holland geboren und kam 1978 nach Deutschland, wo er seine Frau kennengelernt hatte. Wie das Leben so spielt: Das Paar kaufte ein Haus, bekam Kinder – Jan Knubben blieb und machte, wie er sagt, „sein Hobby zum Beruf“. Seitdem fährt er begeistert LKW. Vor ca. sieben Jahren wurde er krank, litt an unerträglichen Schmerzen. Der Grund dafür waren Zysten in den Nieren, wie sich herausstellte. Zunächst ließen sich diese gut mit Medikamenten behandeln, doch nach weiteren dreieinhalb Jahren wurde die Dialyse unausweichlich.

„Normale“ Dialyse als LKW-Fahrer?
Wie viele andere Patienten auch begann Jan Knubben zunächst mit der herkömmlichen Hämodialyse (HD), worunter er sehr litt. Rasch wechselte er zur Peritonealdialyse (PD), als sich diese als mögliche Alternative erwies. Diese „normale“ PD war mit drei bis vier Beutelwechseln über den Tag hinweg verbunden und nahm damit zeitliche Umfänge in Anspruch, die sich mit den Arbeitstagen des LKW-Fahrers in keinster Weise vereinbaren ließen.

Inzwischen dialysiert Jan Knubben mit einem Cycler über Nacht. Das macht er 4- bis 5-mal pro Woche – und zwar bevorzugt während der Arbeitswoche, wenn er mit dem LKW durch die Republik fährt! „Ich schaue eigentlich, dass ich das immer unterwegs mache, sodass ich die Wochenenden für mich habe“, so der sympathische Lastkraftfahrer.

Dialyse im LKW
Übernachtet er dann eigentlich im Motel? „Nein: Die LKW sind inzwischen eigentlich alle so ausgestattet wie ein kleines Haus: Da ist ein Kühlschrank drin, ein Fernseher, Schränke, ein großes Bett – im Prinzip habe ich ein ganzes Wohnzimmer hier“, berichtet Jan Knubben. Das Material, dass er für die PD benötigt, lagert er komplett im LKW: „Montags fahre ich los und sonntags lege ich schon alles in die Schränke.“

Abends parkt er seinen LKW an einem von drei festen Stellplätzen, die dann jeweils auch Waschgelegenheiten und Toiletten bieten. So passt also das benötigte Dialyse-Equipment komplett ins Auto; die Wärmeplatte, um die Dialyselösung auf die richtige Temperatur zu bringen, befindet sich hingegen direkt am Cycler und über Sharesource ist Jan Knubben sogar ständig mit seinem Dialysezentrum verbunden. Mit dieser Lösung ist er hochzufrieden und merkt nach eigenem Bekunden gar nicht, dass er krank ist: „Ich fühle mich eigentlich 100 % gesund.“ Auch im Gespräch hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mit einem „Patienten“ im eigentlichen Sinne zu reden.

Unterstützung durch den Arbeitgeber
In dem Zusammenhang lobt Jan Knubben auch seinen Arbeitgeber, denn im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern seines Berufsstandes muss er nur tagsüber fahren – nachts und am Wochenende hat er frei. Und inzwischen hat sich sein Dialysesystem längst gut bewährt: Seit über drei Jahren praktiziert Jan Knubben nun schon die Dialyse im LKW und sagt über seinen Cycler aus vollem Herzen: „Ich bin froh, dass ich das Ding habe!“ Ist es ihm nicht nachts manchmal zu laut? Diese Frage verneint er: „Ich höre fast gar nichts.“ Stattdessen schwärmt er fast ein bisschen: „Für mich ist das ein kleines Weltwunder!“

Pommes mit Schnitzel an der Raststätte?
Doch zur Peritonealdialyse gehört nicht nur der Dialyseprozess selbst: Auch bei der täglichen Essensgestaltung müssen die Patienten gewisse Grundsätze beachten. Wie gut kann das als LKW-Fahrer funktionieren? Ist Raststättenessen nicht der Inbegriff ungesunder Ernährung?
Das gefragt, winkt Jan Knubben eher belustigt ab. „Erstmal ist das Essen an der Raststätte viel zu teuer. Jeden Tag könnte ich mir das gar nicht leisten!“ Stattdessen isst er, wenn möglich, meist in der Betriebskantine am Stellplatz und wählt dort am liebsten bodenständige Dinge wie Bohnen, Rotkohl und Fleisch – echte Hausmannskost eben. Kartoffeln isst er besonders gern, dabei muss allerdings die richtige Zubereitung beachtet werden. Unterwegs nimmt er sich meist etwas mit, z. B. belegte Brötchen. Berüchtigtes Raststätten-Fastfood wie Pommes mit Schnitzel kommen Jan Knubben unterwegs hingegen eigentlich gar nicht auf den Teller.

Am Wochenende dialysefrei
Am Wochenende hat der LKW-Fahrer dann nicht nur von der Arbeit frei, sondern auch von der Dialyse. Dann geht er seinen Hobbys nach.

An erster Stelle steht dabei: Angeln! So gut wie jeden Sonntag ist Jan Knubben ein paar Stunden am Wasser zu finden und ist in seinem Heimatort Selsingen sogar im Vorstand des Angelvereins. Außerdem schaut er gern beim Fußball zu, wo er auch ehrenamtlich hilft. Und dann gibt es da noch einen großen Garten, in den er viel Arbeit steckt. Dass er bei dieser Arbeit noch alles machen kann und seine Krankheit praktisch nie spürt, das weiß Jan Knubben sehr zu schätzen und bringt es mit seiner liebenswürdigen Art auf den Punkt: „Ich würd gar nicht merken dass ich krank bin in dem Sinne.“